Rauhnächte – die Zeit zwischen den Jahren – die Zeit zum Räuchern

Als Rauhnächte bezeichnet man die Nächte zwischen Weihnachten und Heilig drei König. Die erste Rauhnacht ist also am 25.12. und die letzte am 05.01. Diese 12 Nächte entstanden, als man vom Mondkalender auf den Sonnenkalender umstieg. Sie unterscheiden sich nämlich um diese 12 Nächte.

Um die Rauhnächte ranken sich viele Geschichten. Es wird von verschiedene Gestalten aus der „Anderswelt“ erzählt. Wie z. B. „Frau Holle“, die „Wilde Jagd“ oder „Frau Percht und die Perchten“.

Die Zeit zwischen den Jahren ist also eine sehr besondere Zeit.
Zeit Altes ziehen zu lassen und Neues einzuleiten. Deshalb passt das Ritual des Räucherns auch sehr gut hierher.

Natürlich nicht das Räuchern von Fleisch und Fisch. Gemeint ist hier das Ausräuchern von Räumen mit Kräutern, Harzen, Wurzeln, Holzstücken usw.
In vielen Kulturen ist dies schon seit jeher gängiges Ritual. Hintergrund ist oft ein spiritueller. Aber auch die desinfizierende Wirkung der Räucherkräuter wurde und wird in Krankenzimmern genutzt.

Am bekanntesten ist bei uns das Räuchern mit Weihrauch – bei Gottesdiensten, oder an Heilig Drei König in den Häusern.

Nun möchte ich euch kurz ein paar gängige Räucherwerke vorstellen.

Weihrauch – Olibanum – ist das Harz des Balsamstrauches, das durch Erhitzen der Bäume an der Rinde gewonnen wird. Die Bäume kommen in Nordafrika und der arabischen Halbinsel vor. Hochwertiger Weihrauch kommt aus dem Oman, dem Jemen und Somalia. Die Harzkugeln sind größer als ein Stecknadelkopf, Tränenförmig, fast gelblich durchsichtig und haben einen frisch-zitronigen Duft. Bei uns gibt es leider auch oft minderwertigen, parfümierten Weihrauch zu kaufen. Dieser hat natürlich nicht die Wirkung wie der hochwertige. Das Räuchern mit Olibanum wirkt reinigend und wird deshalb auch zu medizinischen Zwecken durchgeführt.

Beifuss – Artemisia vulgaris – ist ein bei uns als Würzkraut sehr verbreitet und bekannt. Zum Räuchern verwendet man das getrocknete Kraut und die Wurzel. Schon die Indianer und die Kelten verwendeten ihn um schwere, dichte Energien zu lösen. Zusammen mit Salbei, Fichten Harz und Wacholder wurde und wird während der Rauhnächte in Ställen und Wohnräumen geräuchert.
Der Beifuss unterstütz das Loslassen und den Neubeginn. Eigenschaften, die sehr gut in diese Zeit passen.

Lavendel – Lavendual angustifolia – von ihm verwendet man die getrockneten Blüten am Stiel.
Auch frisch haben sie schon eine betörende Wirkung. Verräuchert schenken sie uns einen wachen, klaren Geist und wirken beruhigend.

Engelwurz – Angelika – hat zu ihren vielfältigen Wirkungen auch ihr Gutes als Räucherwerk.
Man verwendet die getrockneten Blüten, Samen und die Wurzel. Ihre erdende Eigenschaft schenkt uns verräuchert Lebensfreude und wirkt kräftigend und revitalisierend.

Das Räucherwerk kann entweder auf glühende Kohlen oder auf einem Räucherstövchen verräuchert werden.

Wer das erste Mal räuchert tut gut daran, sich in einem „Fachgeschäft“ beraten zu lassen und naturreine Räuchermischungen zu kaufen. Mit gesammelter Erfahrung kann man dann natürlich die Kräuter aus dem eigenen Garten verwenden.

Die Wirkung des Räucherns muss jeder für sich spüren –  also Mut zum Probieren!

Engelwurz – Angelica archangelica

„Stärke für die inneren Kräfte“

Für mich ist die Engelwurz eine der imposantesten Pflanzen die ich kenne – eine echte Kraftpflanze!

Heimisch ist sie in den nördlichen Breiten. Man findet sie in den feuchten Wäldern Islands, Grönlands, Lapplands oder Skandinaviens.

Wir können den Doldenblütler in unserem Garten kultivieren. Ein humoser, feuchter Boden bietet den richtigen Platz. Die Samen werden am besten im Herbst gesät oder vorgezogene Pflanzen im Frühjahr gesetzt. Da Schnecken die jungen Pflanzen lieben empfiehlt sich ein Schneckenschutz. Ansonsten ist die Engelwurz recht unkompliziert. Im ersten Jahr werden sich nur die 2- bis 3-fach gefiederten Grundblätter bilden. Die imposante Blüte, die auf einem 2 Meter hohen Stängel sitzt erfreut uns erst im zweiten Jahr. Sie ist ein Paradies für Insekten.

In der Volksmedizin der nordischen Länder war die Engelwurz eine wichtige Heilpflanze. Ihre vielen Namen erzählen von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten – „Angst-, Brust-, Gift-, Zahn-, Zauber- oder Liebeswurz“ wurde sie genannt.

Den Namen Erzengelwurz bekam die Archangelika zu Pestzeiten, als ein Erzengel einem frommen Mann die Pflanze als Retterin in höchster Not zeigte. Ein Wurzelamulett um den Hals gehängt sollte vor bösen Dämonen und vor angezauberter Impotenz schützen.

Die Stängel und Blätter der Engelwurz können als Wildgemüse zubereitet werden. Die Wurzel verwenden wir getrocknet für Tees, Tinkturen, Salben oder als Räucherwerk. Je nachdem welche Inhaltsstoffe wir für uns nutzen wollen. Ätherische Öle, Bitterstoffe (sind Verdauungsanregend), Gerbstoffe, Pflanzensäuren, (Furano-)Kumarine sind in der Engelwurz enthalten. Engelwurzsalbe ist auch in der Apotheke erhältlich. Bei Schnupfen und verstopfter Nase haben wir die Nasenflügel unserer Kinder regelmäßig damit massiert um ihnen das Atmen zu erleichtern.

An den erdigen Geruch muss man sich erst gewöhnen. Dieser zeigt uns die erdende Wirkung die die Engelwurz auf uns ausübt.

Die kleine Schwester der Erzengelwurz, die Waldengelwurz wächst bei uns in Wäldern. Oft habe ich sie schon beim wandern in unseren Bergen entdeckt. Ihre Blätter und Blattstängel kann man ebenfalls als Wildgemüse genießen.

Da die Engelwurz zu den Doldenblütlern gehört, ist es sehr wichtig sie genau bestimmen zu können, bevor man sie sammelt. Da sie auch mit dem giftigen Schierling verwechselt werden kann.

Wenn ihr die Gelegenheit habt, in einem Kräutergarten oder einer Kräutergärtnerei eine Erzengelwurz zu sehen, lasst euch von ihrer Ausstrahlung in den Bann ziehen!